Erste Erfahrungen: Der neue VW Passat

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2

Nicht weniger als die Demokratisierung des Luxus will VW mit der neuen, sechsten Generation des Passat betreiben. Erste Ausfahrten mit der 4,77 m langen Limousine anlässlich der Vorstellung in Barcelona zeigten, dass VW dabei den Mund nicht zu voll nimmt. Vor allem der neue Vierzylinder-Diesel mit 125 kW/170 PS überzeugte durch Kraft und Laufruhe. Leider ist er erst ab Sommer lieferbar. Zum Verkaufsstart am 11. März stehen zwei Benziner (1,6 und 2,0 Liter FSI) und zwei Diesel (1,9 und 2,0 TDI) zur Wahl. Die Preise beginnen bei 23.075 Euro für den 1,6 FSI und 24.010 Euro für den 1,9 TDI.

Einfach nur ein neues Auto bauen, dieser Anspruch ist Volkswagen zu wenig bei der Vorstellung der neuen Passat-Generation. Man wolle, so VW-Entwickler Helmut Endress, Hightech mit High-Touch verbinden und meint damit, dass im neuen Passat noch mal mehr Wert auf das Interieur-Design und die Güte der verwendeten Materialien gelegt wurde. Außerdem gibt es viele Extras, die bislang der Oberklasse vorbehalten waren, wie die zugfreie Klimaanlage des Phaeton oder den Abstandsregeltempomaten. Einzig ist die Option, eine normale 220-Volt-Steckdose im Fond zu bestellen, um Notebooks auch während der Fahrt zu betreiben. Den Passat der oberen Mittelklasse zuzuordnen fällt optisch schon der Größe und des Platzangebotes wegen leicht. Mehr Raum bietet auch eine Mercedes E-Klasse nicht. Dabei teilt er sich die technischen Gene mit dem Golf. Das ist kein Schaden, wie erste Ausfahrten im hügeligen Umland von Barcelona zeigten. Vor allem die im Golf als sehr gut, aber übertrieben aufwändig kritisierte Hinterachse glänzt im Passat durch geschmeidiges Federn bei gleichzeitig hervorragender Straßenlage. Weitgehend ohne Karosserieneigung durcheilt die Limousine auch enge Ecken. Die Unebenheiten auch schlechter Landstraßen werden tapfer geschluckt. Einzig mit dem optionalen Sportfahrwerk und den zugehörigen 17-Zoll-Rädern leidet der Komfort bei langsamer Fahrt. Auf der Autobahn gibt sich der Passat als schneller Gleiter. Der neue Diesel mit Piezzo-Einspritzung und Pumpe-Düse-Technik arbeitet sehr leise. Sein Laufgeräusch geht in der üblichen Klangkulisse aus Wind und Reifen völlig unter. Zum neuen TDI gehört gegen Aufpreis das famose Direktschaltgetriebe DSG, das eine herkömmliche Automatik völlig ersetzt und das Fahren im Passat noch angenehmer macht.

Gegenüber dem Diesel mit 350 Nm fallen die beiden zum Verkaufsstart lieferbaren Benziner 1,6 FSI (85kW/115 PS) und 2,0 FSI (110 kW/150 PS) etwas ab. Man muss sie fleißiger schalten, um auch nur einigermaßen mit dem Diesel Schritt zu halten. Der kleinste Diesel mit 1,9 Litern Hubraum und 77 kW/105 PS dürfte die erste Wahl für Außendienstmitarbeiter sein, hat er doch mit 5,6 Litern den günstigsten Durchschnittsverbrauch. Allerdings lässt dieser Motor den Fahrer nie im Unklaren über die Art der Verbrennung des Treibstoffes. Apropos Verbrennung: zum Verkaufsstart sind alle lieferbaren Motoren Direkteinspritzer. Öffnet man die Motorhaube, klingen selbst die Benziner ein bisschen dieselig, das ähnliche Einspritzkonzept macht sich eben auch im Geräusch bemerkbar. Auf Sechszylinderkomfort müssen die Kunden vorerst verzichten. Nur der 3,2 Liter FSI mit 250 PS kommt ab Herbst. Die Einbauraten der V6-Diesel waren nicht so hoch, dass sich eine Neukonstruktion für quer eingebaute Motoren lohnen würde.

Im Sommer stellt VW den Passat Variant vor. Dann entscheidet sich, ob die neue Limousine einen höheren Anteil an den Verkäufen bekommt als die bislang üblichen 25 bis 40 Prozent je nach Markt.

Text: Günter Weigel

Scroll to Top