Was „Pizza-Toni“ auf den Magen schlug…

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Es war wohl die einträglichste Unterschrift, die Nick Heidfeld in seinem 27-jährigen Leben bisher geleistet hat: Rund drei Millionen Euro (ohne Prämien) erhält der gebürtige Mönchengladbacher für sein Engagement beim Formel-1-Rennstall BMW-Williams in der Anfang März beginnenden neuen Formel-1-Saison. In internen Auseinandersetzungen hatte sich Quick Nick gegen seinen direkten Konkurrenten, den Brasilianer Antonio Pizzonia, durchgesetzt, doch trotz der sportlichen Überlegenheit des kleinsten Formel-1-Fahrers (1,64 Meter) hatte es lange Zeit so ausgesehen, als wolle sich der deutsch-britische Rennstall dem Diktat der Wirtschaft, und damit der Sponsoren beugen. Der brasilianische Öl-Multi Petrobras schien bis zum Schluss das Sagen über die Entscheidung zu haben, wer neben dem gesetzten Australier Mark Webber das zweite Cockpit im Team von Sir Frank Williams besetzen würde.

Hinter dem Zweikampf auf der Strecke gab es nämlich zusätzlich noch ein finanzielles Tauziehen: Williams-Sponsor Petrobras hätte für einen Brasilianer zusätzliches Geld locker gemacht, Heidfeld indes hatte trotz intensiver Bemühungen seines Trierer Managers Werner Heinz keine weiteren Geldgeber. Doch das Team war in einer Zwickmühle, denn andererseits zahlen die Hauptsponsoren HP (Hewlett Packard) und FedEx erfolgsabhängig. Das heißt, ein schnellerer Fahrer bringt auch mehr Punkte. Wir wollten den schnellsten Fahrer und haben ihn jetzt auch, sagte BMW-Sportchef Dr. Mario Theissen bei der Vorstellung des Teams am Montag im spanischen Valencia.

Das Renommée von Pizzonia hatte zudem zusätzlich durch Mark Webber gelitten. Der Australier war Pizzonias Teamkollege, als dieser wegen mangelnder Leistungen Mitte 2003 bei Jaguar gefeuert wurde. Pizzonias Entschuldigung, er sei bei Jaguar technisch benachteiligt worden, bezeichnete Webber in italienischen Medien kürzlich, gelinde gesagt, als Schönfärberei. Doch derlei Äußerungen sind an der Spitze eines Rennstalles nicht gern gesehen, wenn es um viele Millionen Dollar geht. Prompt bat Frank Williams seinen neuen Fahrer, sich im Fall Pizzonia künftig in der Öffentlichkeit bedeckt zu halten. Doch nicht nur bei Webber war der von zu Hause protegierte Brasilianer in Ungnade gefallen. In Fahrerkreisen hatte der offensichtlich mäßig begabte Südamerikaner den wenig schmeichelhaften Beinamen Pizza-Toni erhalten…

Mark Webber und Nick Heidfeld sind ebenfalls alte Bekannte: Als 1999 die Mercedes-Sportprototypen in Le Mans fliegen gingen, waren beide als Mercedes-Junioren Leidensgenossen. Heidfeld, der nach seinen bisherigen Engagements bei den Formel-1-Mitläufern Peugeot Prost, Sauber und Jordan nun endlich den ersehnten Sprung in ein Top-Team der Königsklasse geschafft hat, weiß, was auf ihn zukommt: Hier gibt man sich nicht mit zweiten oder dritten Plätzen zufrieden und bezeichnet sie als Erfolg. Wir wollen in Zukunft um die Weltmeisterschaft mitfahren und das will ich auch.

Text: Jürgen C. Braun

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