Ein „Hansdampf in allen Vergasern“

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Warum Volkswagen den unbekannten Amerikaner Robby Gordon für die Dakar verpflichtet hat – Parallelen zu Lance Armstrong

Wenn hierzulande die Rede von der berühmten Wüstenrallye Dakar und von Volkswagen ist, dann fällt meist der Name von Jutta Kleinschmidt. Im Moment aber mischt ein anderer die Szene im Race Touareg auf, dessen Name bisher nur den so genannten Experten ein Begriff war. Die Verpflichtung des US-Amerikaners Robby Gordon, den auch vieles mit Tour-Heros Lance Armstrong verbindet, aber klare strategische Hintergründe hat.

Mit seinen vielfältigen Erfahrungen passt Robby bestens in die Mannschaft von Volkswagen, hatte VW-Motorsportdirektor Kris Nissen im November vergangenen Jahres auf der Essen Motor Show die zuvor wie ein internes Betriebsgeheimnis gehütete Verpflichtung des 37-jährigen US-Boys begründet. Wer aber ist dieser Mann, den diesseits des Großen Teiches kaum jemand kennt und warum ausgerechnet fiel die Wahl auf ihn bei der Besetzung des vierten Race Touareg nach den drei ehemaligen Dakar-Siegern Kleinschmidt, Juha Kankkunen und Bruno Saby?

Robby Gordon ist einer, der in allen Motorsport-Arten zu Hause ist, so eine Art Hansdampf in allen Vergasern. Sechsfacher Offroad-Champion in den USA, viermal die 24 Stunden von Daytona Beach gewonnen, zudem in den Staaten einer der Stars in der dortigen Nascar-Serie und Held von Indy, bei den berühmten 24 Stunden von Indianapolis. In den USA hat sein Name einen guten Klang und – was für Volkswagen noch wichtiger ist – er lässt sich bestens vermarkten.

Das Absatzgeschäft von Volkswagen hat im vergangenen Jahr im Reich von Uncle Sam erheblich gelitten. Nicht umsonst gehörte der Wolfsburger Konzern 2004 zu den großen Verlierern im Dax und ebenfalls nicht umsonst hat VW-Chef Bernd Pischetsrieder vor kurzem eine externe Expertengruppe damit beauftragt, das Exportgeschäft des Hauses in den Staaten zu analysieren und Wege für eine Besserung zu finden. Da ist ein Fahrer aus den USA, einem der Hauptabsatzländer für den Touareg, für Volkswagen wie ein Sechser im Lotto. Vor allem dann, wenn er als Dakar-Novize auch noch erfolgreich ist.

Bereits im September durfte sich Gordon mit dem Wüstenfahrzeug der Wolfsburger einige Tage in Polen vertraut machen und es war wohl wie Liebe auf den ersten Blick. Robby war auf Anhieb begeistert und er hat uns von seinen Qualitäten überzeugt, bekräftigte Nissen in Essen. Auch beim Sponsoring gehen beide gemeinsame Wege: Wie Volkswagen wird auch Robby Gordon von Red Bull unterstützt.

Das motorsportliche Multitalent ist sich seiner Rolle als Sendbote des Touareg und als zukünftige Verkaufskanone für den normalen Straßentouareg durchaus bewusst. Für seine Mission hat er sich prominente Unterstützung geholt, nämlich den sechsfachen Tour-de-France-Sieger und Landsmann Lance Armstrong. Ich habe mit Lance über mein Engagement bei der Dakar gesprochen. Er hat zu mir gesagt, dass ich diesen Sport in den USA genau so bekannt machen kann wie er seinerzeit den Radsport. Vor seinen Erfolgen habe sich zu Hause auch kaum jemand für den Radsport und dessen Top-Events wie beispielsweise die Tour de France interessiert.

Zukunftsvisionen, die Volkswagen, das in diesem Jahr in der Wüste einen immens hohen logistischen Aufwand betreibt, gerne hören wird. Denn mit und dank Robby Gordon soll sich dieses finanzielle Engagement von Europas größtem Automobilkonzern in Nordamerika möglichst rasch in klingender Münze niederschlagen.

Text: Jürgen C. Braun

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