Buchtipps für Sie – Entdeckt während der Buchmesse Frankfurt 2004

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Sie zeigt die Welt des Buches in vielen Farben und Facetten: Die Buchmesse in Frankfurt (Main) ist längst mehr Imageträger denn Zentrum des Handels oder Verhandelns um Nachlässe und sonstige Konditionen. Gerade der Wandel wirkt sich natürlich auf die reine Präsentation recht positiv aus – gilt es doch, Bücher aller Art nicht nur ins rechte, sondern ein besonders attraktives Licht zu rücken. Das gelingt umso besser, wenn die Bücher selbst schon faszinierend sind. Wir haben vier Titel ausgewählt, die uns in besonderem Maße aufgefallen sind. Übrigens: Alle vier sind auch als Geschenk sehr zu empfehlen – zu Weihnachten etwa, was ja in nicht mehr allzu großer Ferne liegt.

Christof Vieweg
Sternstunden der Technik. Alles über die Mercedes-Personenwagen
2. Auflage (überarbeitet und aktualisiert); 39,00 Euro

AIRSCARF und AUTOTRONIC, Sandwich-Konzept und Variodach – das sind nur einige Beispiele für wegweisende Automobiltechnik. Dies alles beschreiben die rund 70 Kapitel der Sternstunden der Technik. Dieser Name ist Programm, denn der hochwertige Bildband liegt nun überarbeitet und auf neuestem Stand in zweiter Auflage vor. Das heißt: Autor Christoph Vieweg spannt den Bogen der Personenwagen mit dem Stern von 1883 bis in unsere Tage. 120 Jahre Fahrzeugtechnik, die keinen Technik-Fan kaltlassen dürften.

Paolo D'Alessio
Grand-Prix Emotionen. Die packendsten Momente der Formel 1. Motorbuch Verlag; 29,90 Euro.

Autor Paolo D'Alessio lässt seine Chronologie der großen Renn-Gefühle im Jahre 1968 beginnen, als die ersten Sponsoren auftraten und, noch wichtiger, als Ferrari die ersten Flügel zeigte. So schreibt er es im Vorwort. Den aus technischer Sicht entscheidenden Moment, der das Formel-1-Fieber auszulösen begann, sieht er indes weitere zwei Jahre später, als Colin Chapman mit dem Lotus 72 die Rennzigarren zur Keilform weiterentwickelte.
Seither sind über 30 Jahre vergangen – Jahre, in denen es zahlreiche Momente gegeben hat, das erwähnte Renn-Fieber der Fans nicht abklingen zu lassen. Viele dieser Momente hat Paolo D'Alessio eingefangen in knackigen Texten und eindrucksvollen Bildern.

Samuel Pepys
Die geheimen Tagebücher. Eichborn Berlin; 29,90 Euro

Den für diese Aufzeichnungen Verantwortlichen kennt man vielleicht nicht, die Liste der Herausgeber liest sich indes wie ein Who is Who großer Namen. So unbekannt Samuel Pepys geblieben sein mag, so faustdick dürfte er es hinter den Ohren gehabt haben. Denn dass der Mann bei seinem Lebenswandel wirklich und wahrhaftig 70 Jahre alt wurde, grenzt schon an ein Wunder. 1633 geboren, 1703 gestorben – der Mann war alles andere als ein biederer Zeitgenosse. Dubiose Geschäftsmethoden in seinem Amt waren ihm ebenso fremd wie Ausschweifungen in Lokalitäten, für die eine Bezeichnung wie Spelunke noch milde zu sein scheint. Das Material rund um Ehekräche, Ehebrüche, Krankheit, Gesundheit und einiges mehr spiegelt nicht nur einen wunderlichen und deshalb sehr interessanten Zeitgenossen, sondern zugleich die Sitten seiner Zeit. Erst 1818 gelang es, die in Geheimschrift hinterlegten Aufzeichnungen des Samuel Pepys zu entschlüsseln. Der Eichborn Verlag bringt sie in einer üppig gestalteten Ausgabe, die zugleich als Vermächtnis zweier Künstler gelesen werden kann. Denn während der Arbeit an der Neuauswahl und Neuübersetzung von Pepys' Darstellungen verstarb der auch als Musiker berühmte Volker Kriegel. Dessen Arbeiten führten u. a. Roger Willemsen, Robert Gernhardt, F. K. Waechter, Nikolaus Heidelbach, Hans Traxler, Michael Sowa und Bernd Pfarr weiter. Auch Bernd Pfarr ist inzwischen – nach langer Krankheit – verstorben.

Sven Regener
Neue Vahr Süd. Eichborn Berlin; 24,90 Euro

Moment mal. Regener. Sven Regener. Das ist doch… ja, genau, der Kopf von Element Of Crime. Der Mann macht aber nicht bloß Musik, er hat vor einigen Jahren unter dem Titel Herr Lehmann auch ein fulminantes Debüt als Schriftsteller hingelegt. Und dass der Erstling keine Eintagsfliege war, beweist er nun mit Neue Vahr Süd. Diesen Titel hat Regener seiner Zeitreise verpasst, die uns zurück ins Jahr 1980 führt. Der Titel ist auch der Name eines Neubauviertels in der Hansestadt Bremen. Keine Renommiergegend, ganz und gar nicht, aber trotzdem nicht das schlechteste aller möglichen Leben. Bloß hat Frank Lehmann – denn dessen Geschichte schreibt Regener hier fort – in seinem täglichen Tun und Treiben vergessen, den fälligen Ersatzdienst in die nötigen formaltechnischen Bahnen zu lenken. Folglich ist er mit einem Mal Wehrdienstleistender, was ihn nicht nur zu einem neuen Leben, sondern auch zu allerlei Nachdenkereien zwingt. Hier der Kasernenalltag, dort der Chaot Frank Lehmann – aus beidem zusammen entwickelt Sven Regener einen komischen, lakonischen, ganz und gar nicht kurzen, aber kurzweiligen Roman.

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