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Torbjörn Flygt: Made In Sweden. BLT/Lübbe; 8,90 Euro.

Spätestens seit ABBAs Karrierestart beim Schlager-Grand-Prix wissen wir: Schweden exportiert außer vorzüglichen Fischspezialitäten und bezahlbaren Möbeln mitunter auch Entertainment vom Allerfeinsten. Das gilt auch für Made in Sweden. Der Roman des 1964 geborenen Torbjörn Flygt beschreibt eine schwedische Familie in den 70er und 80er Jahren. Das Familienidyll hat einen nicht zu unterschätzenden Haken: Die Mutter der Familie Kraft ist alleinerziehend – und darf sie folglich nicht nur mit einem Vollzeitjob ernähren, sondern sie auch als Familien-Oberhaupt zusammenhalten.

Was den Roman so besonders interessant macht, ist die Perspektive: Nicht Mama Kraft erzählt, sondern ihr zehnjähriger Sohn Johan. Deshalb ist Made In Sweden auch nicht die x-te Version des bekannten Familien-Motivs, das zwischen tragisch, komisch und langweilig hin und her pendelt. Vielmehr gelingt es Torbjörn Flygt, aus seinem Roman nebenbei ein Gesellschaftsporträt werden zu lassen, dem er eine ordentliche Portion ernsthafter Grundgedanken über das Leben an sich mitgibt. Und das alles in völlig unverkrampfter Schreibe.

Johan Kraft erlebt schon als Kind mit, was ihn später einmal als Erwachsener erwarten wird. Dafür sorgen die Lehrer – die einen ja auf genau dieses Leben vorbereiten sollen – dafür sorgt aber auch die Tatsache, dass er sich in der eigenen Familie behaupten muss. Zum Beispiel dann, wenn er sich mit seiner fünf Jahre älteren Schwester Monika anlegt – und zähneknirschend einsehen muss, das die Ältere, schlicht weil sie älter ist, auch die bessere Argumentations-Kraft hat. Da ist der Name der Familie durchaus Programm.

Torbjörn Flygt packt die Gedanken eines 40jährigen Autors in die glaubwürdige Perspektive eines zehnjährigen Jungen. Weil ihm genau dies gelungen ist, macht sein Roman viel Spaß beim Lesen. Und versöhnt einen nebenbei mit den Tücken und Macken des Alltags, die es zu bewältigen gilt. Sei man nun Made in Sweden oder sonst wo.

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