PS-Laufsteg an der Seine

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Was Genf im Frühjahr, ist Paris im Herbst, eine feste Adresse im internationalen Kalender der Automobilmessen, ein PS-Laufsteg an der Seine. Dies gilt auch in diesem Jahr wieder für die Mondiale de l'automobile in der französischen Hauptstadt, die alljährlich mit prickelnden Neuheiten und betörenden Design-Studien aufwartet, just dann, wenn die ersten Blätter fallen. Klar, dass die französischen Hersteller Renault und die beiden zum PSA-Konzern gehörenden Marken Peugeot und Citroën auf dem Messegelände an der Porte de Versailles vom 25. September bis 10. Oktober mehr als nur einen Pflichtauftritt haben, sondern ihre Innovationskraft und die Nähe zum Kunden unter Beweis stellen wollen und müssen. Aber auch für die deutsche Auto-Industrie sind die Pariser Messehallen im IAA-freien 2004 ein wichtiger Absatz-Indikator und bereits Richtung weisendes Börsen-Barometer für das kommende Geschäftsjahr.

Peugeot wird auf über 4.000 Quadratmetern mit dem brandneuen 407 SW nicht nur seinen neuen Vorstoß in eine Mittelklasse der Emotionen präsentieren, sondern die Besucher mit der Zwölfzylinder-Sportwagenstudie 907, einem absoluten Traumwagen, verzücken. Das Gran-Turismo-Coupé weist nicht nur eine satte Leistung (500 PS) auf, sondern besticht auch durch eine fast durchgehende Glaskuppel, die für weiteren Adrenalinschub sorgt. Eine transparente Motorhaube garantiert zudem einen ungestörten Blick auf den mächtigen V12-Zylinder. Der Zweisitzer der Superlative ist eine von vielen Aufsehen erregenden Show-Car-Studien an der Seine. Eher bodenständig, dafür aber auch um so mehr Absatz versprechend, ist der neue subkompakte Van Modus, den der große Bruder Renault rechtzeitig zum Pariser Salon fertig gestellt hat.

Aus dem Kreis der deutschen Hersteller hat Mercedes nach mehreren einschlägigen Studien jetzt den Weg zur Serienfertigung eines Fahrzeugs fertiggemacht, das als Abschiedsgeschenk von Mister Mercedes, Professor Jürgen Hubbert, gilt: Die sechssitzige R-Klasse feiert beim Mondial de l'Automobile ihre Weltpremiere. Eine Tatsache, die Mercedes-Chef Hubbert wohl den in Paris zelebrierten Abschied etwas von persönlicher Wehmut nehmen könnte. Zudem stellen die Stuttgarter eine Studie der zukünftigen B-Klasse als Golf-Konkurrent vor.

Die Wolfsburger selbst nutzen den PS-Auftrieb an der Seine, um der Weltöffentlichkeit das nächste starke Stück Golf vor zu stellen. Der neue Golf GTI mit 200 PS Nennleistung steht in der Erbfolge des wohl wichtigsten Spaß- und Sportautos in der Geschichte des größten europäischen Autobauers. Preislich etwas höher angesetzt, aber dennoch in die gleiche Richtung zielend, ist der neue 911er, den Porsche, der in Frankreich seit jeher einen guten Ruf genießt, mit großen Erwartungen auf den automobilen Laufsteg schickt.

Die Konzerntochter Audi offeriert das gesamte Blitzlichtgewitter an Neuheiten der vergangenen beiden Jahre von A8, A6, A4 bis hin zum neuen A3 Sportback und Opel hofft nach ersten zufriedenstellenden Absatzmeldungen zum neuen Astra nun mit dem schnittigen Zweitürer Astra GTC ebenfalls sportlich ambitionierte Kunden auf sich aufmerksam zu machen. Für Ford schließlich ist ein Fahrzeug, das ganz in der Nähe zum westlichen Nachbarn, nämlich in Saarlouis gebaut wird, Eyecatcher und Lebensversicherung zugleich. Mit dem neuen Focus der zweiten Generation wollen die Kölner den Grundstock zu besseren Zeiten legen, die das Haus irgendwann einmal wieder an die Zehn-Prozent-Marke vergangener Jahre und Jahrzehnte heran führen soll.

Den größten Spagat der deutschen Her- und Aussteller vollzieht schließlich BMW. Mit dem neuen 1er dokumentieren die Münchener erstmals auch in der Kompaktwagenklasse die sprichwörtliche Freude am Fahren. Der 507 PS starke M5 der Tochter M GmbH sorgt indes für das Highlight der Weiß-Blauen: Der erste aus der Formel 1 abgeleitete Extremsportler mit einem 10-Zylinder-Hochdrehzahlmotor, der mit bewährter Saugertechnik ohne Turbo- oder Kompressor-Aufladung auskommt.

Text: Jürgen C. Braun\x09

Scroll to Top