CD-Tipp der Woche

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Mouth & MacNeal: The Singles+ (BR Music
Jetzt auch als DVD – Mouth & MacNeal Greatest Hits (BR Music)

Das in den Niederlanden ansässige Label BR Music kümmert sich seit Jahren mit viel Liebe um die CD-Veröffentlichung vor allem solcher Titel, die in den 70er Jahren echte Straßenfeger waren. Das Resultat sind nicht etwa in Ramsch-Manier zusammen gewürfelte Billigproduktionen, sondern authentische Originalaufnahmen auf Silberlingen. Seit einiger Zeit verstärken zunehmend DVDs das BR-Angebot.

Zum Beispiel die eines Duos, das von 1971 bis 1974 weltweit Furore machte. Dabei begann die – bis heute einzigartige – Story von Mouth & MacNeal ausgerechnet mit zwei Flops. Sjoukje van't Spijker, damals 21, hatte ihren Bürojob gründlich satt, und Willem Duyn, damals 34, schlug sich in mäßig erfolgreichen Bands durch. Erfolgsproduzent Hans van Hemert hatte den richtigen Riecher und brachte beide zusammen. Drei Jahre lang folgte Hit auf Hit. Hey You Love und Hello-A schafften sogar den Sprung in die US-Hitparaden. Und trotz so starker Konkurrenten wie Abba und Gigliola Cinquetti eroberten sich der zottelige Bär mit Reibeisenbass und die zierliche junge Frau mit der unverwechselbaren Stimme beim Grand Prix Eurovision 1974 in Brighton einen dritten Platz und hinterher die Charts im Vereinigten Königreich. Eingängige Lieder mit Ohrwurm-Qualitäten, überwiegend aus der Feder von Entdecker van Hemert, sorgten dafür, dass Mouth & MacNeal in drei Jahren praktisch keinen freien Tag hatten. Und auf ihren LPs bewiesen die beiden, dass sie außer Mainstream-Pop auch Jazz- und Blues-Songs perfekt beherrschten.

Das Ende kam für Insider nicht unerwartet, doch für eine große Fangemeinde absolut überraschend. Ab 1975 präsentierte sich Willem mit neuer Partnerin unter dem Namen Big Mouth & Little Eve. Sjoukje entschied sich für eine Solo-Karriere unter dem Pseudonym Maggie MacNeal. Der ganz große Mega-Seller à la How do you do blieb in Deutschland aus, freilich bewies Sjoukje mit ihren neuen Titeln auch die Bereitschaft, deutlich weniger als früher auf Mainstream-Pop zu setzen. Die Ende der 70er Jahre einsetzende Disco-Manie konnte sie fruchtbar für eigene Titel verwenden. Nicht zuletzt wirkte sie u. a. bei Jan Akkerman als Studiomusikerin mit, nahm ein eigenes Album in Los Angeles auf und war insbesondere in Brasilien ein gefragter Star. Big Mouth & Little Eve hingegen trennten sich 1978, nachdem nur die erste gemeinsame Single Uncle ein wirklicher Erfolg geworden war.

Lang ist's her. Trotzdem klingen die Ohrwürmer von Mouth & MacNeal auch heute noch gut, wirken ihre Gigs unverändert frisch. Das Urviech und die kühle Blonde, wie ein Journalist die beiden seinerzeit bezeichnete, stehen für einen Abschnitt der Pop-Musik made in the Netherlands, der nur kurz währte, dabei eine Vielzahl akustischer Perlen produzierte und ruhig noch ein wenig länger hätte dauern können. Tops und Flops, Duo-Acts und Solo-Songs, sie alle können hier in bester technischer Aufbereitung genossen werden.

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