Test-Tour: Alfa GT

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Frauennamen für Fahrzeuge der besonderen Art haben Hochkonjunktur gehabt im Laufe der vielen Jahrzehnte der Automobil-Geschichte. Seien es die Isabella aus dem Haus Borgward, die Ariane von Simca oder die Giulietta von Alfa Romeo gewesen, das weibliche Geschlecht stand des öfteren Pate bei der Namensgebung. Die italienische Giulietta, zu deutsch Julchen, immerhin auch schon eine reife Dame von über 40, aber wäre mächtig stolz gewesen, auf den neuen Familien-Zuwachs, den wir zwei Wochen testen durften: Den neuen Alfa GT.

In den fast 100 Jahren ihrer Geschichte hat die Societa Anonima Lombarda Fabricia Automobili, zu Deutsch kurz A.L.F.A. genannt, eine Menge emotionsgeladener Autos gebaut, Fahrzeuge die einen Ehrenplatz im Trophäenschrank eines jeden Designers verdient gehabt hätten. Der Alfa GT ist eine Art Faszino-Mobil für alle Alfisti kurz nach der Jahrtausendwende. Ein Fahrzeug, das niemanden kalt lässt, der sich ergötzen kann an aufregenden Formen, an weichen, fließenden und doch kraftvoll und harmonisch endenden Konturen. Der Blick auf die lange pfeilartige Motorhaube, den extrem schmalen Scheinwerfern und der schildförmigen Kühlernase, dem Scudetto signalisiert: Hier kommt ein echter Bertone. Deshalb hat Alfa seinem Star-Designer auch an jeder GT-Flanke eine kleine Inschrift spendiert: Disegno Bertone steht dort zu lesen. Ehre eben, wem Ehre gebührt.

Der neue Alfa GT ist mehr als nur ein chicer Sportwagen, er bietet auch reichlich Platz in seinem aufgeräumten Innenraum. Zwar haben Mitreisende im Fond nicht gerade ein Eldorado der Bein- und Kopffreiheit für lange Fahrten zu verzeichnen, doch hinter der zweiten Sitzbank tut sich eine ungeahnt geräumige Kofferraum-Welt auf. Je nach Stellung der geteilten und umklappbaren Rücksitzbank bieten sich hier 320 bis 900 Liter an, die mehr als nur ein praktisches Beauty-Case aufnehmen können. Dem Urlaub mit der Alfa GT für die traute Zweisamkeit steht also nichts im Wege.

Wer sich in dem neuen Alfa GT niederlässt, der hat das Gefühl, er streift sich einen maßgeschneiderten Nadelstreifen-Zweireiher aus einer der renommiertesten Milaneser Tuch-Manufakturen über. Da sitzt alles wie angegossen, angefangen, von den Konturen des ledernen Gestühls, über die filigran verarbeiteten hochwertigen Materialien bis zu den im warmen, gedimmten Licht erstrahlenden Anzeigen der Armaturen. Hier hat alles Stil, wirkt nicht protzig überzogen, hier vereinigen sich der Wunsch nach kraftvollem Vorwärtsdrang und ausgeprägtem Wohlfühlsein an Bord. Damit dieses Gefühl nicht nur dem Fahrer vorbehalten bleibt, hat Alfa seinem neuen GT auch noch eine Zweizonen-Klimaanlage spendiert.

Die prächtigen Fahrzeuge aus der Lombardei waren aber seit jeher nicht nur ein optischer Augenschmaus, sondern auch ein akustisches Wellness-Erlebnis. Von tief und vernehmlich grummelnd über kraftvoll aufbrausend bis zum fetzigen Fortissimo der Ventile bieten Motoren des Hauses Alfa Romeo stets etwas ganz Besonderes, was nicht nur den Hörgeräte-Akustiker in permanente Schauer des Wohlfühlens versetzt. Einstiegsmotor für den neuen Alfa GT ist ein Zweiliter-Benzin-Direkteinspritzer mit 165 PS, der ein Spiegelbild der geheimen Wünsche eines jeden Alfisti ist: kraftvoll und drehfreudig. Alfa bietet zudem einen 1,9-Liter-Commonrail-Diesel mit 150 PS und die Topversion mit einem 3,2-Liter-Sechszylinder und 240 PS an. Der glänzt mit tiefer gelegtem Fahrwerk und 17-Zoll-Rädern. Ende des Jahres soll unterhalb des Zweiliter-Benziners noch ein 1.8-Liter-Ottomotor folgen.

Der neue Alfa GT ist aber nicht nur ein Emotionen weckender, sondern auch ein rundum sicheres Auto. Da gehen auch die Italiener bei aller Vorliebe zur verspielten Leichtigkeit des automobilen Seins keine Kompromisse mehr ein. Und deswegen gehören ab Werk sechs Airbags, ABS und ein elektronisches Stabilitätsprogramm mit Bremsassistent dazu. Wer's ganz besonders sportlich haben möchte, der sollte sich mal für 1000 Euro Aufpreis statt der herkömmlichen Fünfgang-Handschaltung das so genannte Selespeed-Getriebe leisten. Dabei entfällt das Kuppeln, die Gangwechsel erfolgen entweder per Schaltstick oder durch Wipptasten am Lenkrad. Da stellt sich auch beim Durchschnitts-Alfisti noch ein bisschen Schumi-Feeling ein. Die Preisliste für das schmucke Italomobil beginnt bei 26.950 für das Zweiliter-Modell und endet bei 37.000 Euro für die Topversion mit 3.2-Liter-Sechszylinder.

(Jürgen C. Braun)

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