Erste Erfahrungen mit dem Toyota Prius

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1977 präsentierte Toyota mit der Sportwagen-Studie GT 800 das erste Hybrid-Auto. Hybrid ist ein lateinisches Wort und bedeutet von zweierlei Herkunft. Bei einem Auto wird die Antriebsenergie auf zweierlei Art erzeugt. Im Falle des GT 800 kam die Energie aus einer Gas-Turbine und einem Elektromotor. Zwanzig Jahre später brachten die Japaner mit dem Toyota Prius das erste serienmäßige Hybrid-Auto auf den Markt, ein Auto, das in Deutschland nur 1.200 Fans fand, sich weltweit aber 120.000 mal verkaufte. Dieser Tage kommt nun die zweite Generation des Prius auf den Markt. Die Hybrid-Technik heißt jetzt Hybrid Synergie Drive. Toyota verspricht dem Kunden damit ein Auto, das so wenig Benzin braucht wie die sparsamsten Diesel, dabei aber richtig kräftig antritt und deutlich weniger CO²-Emisionen erzeugt als vergleichbar große Autos.

Außen und Innen:Die Japaner haben den Prius aus der Golf-Klasse heraus und in die nächst größere Autoklasse hinein konstruiert. Tatsächlich bietet die viertürige Fließhecklimousine bei einer Länge von 4,45 m und einem Radstand von 2,70 m auch den Fond-Passagieren reichlich Beinraum. Allerdings wird der Platz für den Kopf etwas eng, was an der abfallenden, coupéhaften Dachlinie liegt. Die sorgt mit allerlei baulichen Finessen aber für den hervorragenden cW-Wert von 0,26 und dadurch wiederum für wenig Windgeräusche. Im Kofferraum finden 410 l Gepäck Platz. Während die Form der Karosse zwar sehr windschlüpfrig ist, aber noch halbwegs gewohnt aussieht, vermittelt das Cockpit einen Eindruck, wie künftig gefahren wird. Die Bedienelemente für Heizung, Navigation und Radio sind übersichtlich mittig im Armaturenbrett untergebracht. Das Design erinnert an eine edle HiFi-Anlage. Der Tacho informiert digital direkt am Windschutzscheibenrand über Tempo und Strecke. Alle Funktionen, außer dem Schalten, kann man auch direkt am Lenkrad bedienen. Eine Schaltung im eigentlichen Sinne gibt es nicht mehr, nur einen kleinen Stick, mit dem man wählen kann, ob es vorwärts oder rückwärts geht.

Technik:Das liegt vor allem am neuen Hybrid System. Der Prius hat einen 1,5 l großen Benzinmotor (78 PS, 115 Nm) und einen Elektromotor (68 PS, 400 Nm). Beide sind über einen Planetenradsatz miteinander verbunden. Von dort wird auch direkt die Antriebsenergie für die Vorderräder abgezweigt. Ein Getriebe gibt es nicht. Ebenso wenig einen Anlasser oder eine Lichtmaschine. Die Leistung beider Motoren zusammen addiert sich auf 113 PS und 477 Nm. Anfahren und Rollen übernimmt der E-Motor. Bei schnellerer Überlandfahrt läuft in der Hauptsache der Benzinmotor. Wird nicht die gesamte Leistung zum Vortrieb benötigt, lädt der Benzinmotor die Batterie auf. Auch beim Bremsen wird die dort erzeugte Energie der Batterie zugeführt. In der Praxis heißt das: der Prius muss nie an die Steckdose und kommt mit 4,3 Liter Super über die 100-Kilometer-Normrunde. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 170 km/h, die 100 km/h-Marke wird nach 10,9 Sekunden erreicht. Vor allem beim Ampelstart lässt der Prius die meisten Konkurrenten hinter sich, weil das riesige Drehmoment dank E-Motor sofort bereitsteht und nicht erst, wie bei modernen Dieseln, bei 2.000 Umdrehungen. Toyota gewährt auf die Hybrid-Technik eine Garantie von acht Jahren um die Technik-Skeptiker zu überzeugen. Auch neben der Hybrid-Tecnik wartet der Prius mit technischen Neuerungen auf. Er hat eine elektrisch betriebene Klimaanlage, die auch bei abgeschaltetem Motor kühlt und eine elektrische Servolenkung, die mit den ABS-Sensoren gemeinsam agiert und bei kritischen Fahrzuständen den Fahrer pädagogisch in die richtige Richtung führt, weil falsche Lenkbewegungen nur mit viel Widerstand durchzuführen sind.

Preis:Toyota bietet den Prius ab 23.900 Euro an. Das ist nicht zuviel für ein Hightech-Auto mit Praxisnutzen Zukunftsvision. Rund 2.000 Stück sollen jährlich in Deutschland einen Käufer finden. Weltweit plant Toyota eine Hybrid-Offensive. Ab 2005 sollen jährlich 300.000 Hybrid-Autos verkauft werden. Der Prius ist nur das erste davon.

Text: Günter Weigel

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